- Geyer
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Geyer,Stadt im Landkreis Annaberg, Sachsen, 603 m über dem Meeresspiegel, im mittleren Erzgebirge, 4 600 Einwohner; Heimatmuseum (in einem 42 m hohen Wachturm); Textil- (besonders Strumpfherstellung), elektrotechnische, Metall-, Plastverarbeitungsindustrie; Erholungs- und Wintersportort. Auf den Zinnbergbau des 15.-17. Jahrhunderts geht eine 70 m tiefe, 200 m lange und 160 m breite Binge zurück.Das vermutlich Mitte des 14. Jahrhunderts als Bergmannssiedlung entstandene Geyer entwickelte sich mit dem Aufblühen des Zinn- und Silberbergbaus zur Stadt (1467 Stadtrecht).Geyer,1) Florian, fränkischer Reichsritter, * Giebelstadt (bei Würzburg) um 1490, ✝ bei Rimpar (bei Würzburg) 9. 6. 1525; erstmals 1519 im Heer des Schwäbischen Bundes als Landsknechtführer gegen Herzog Ulrich von Württemberg erwähnt; stand 1519-23 als Truppenführer und Diplomat im Dienst des Deutschordenshochmeisters Albrecht des Älteren von Brandenburg-Ansbach. Schon früh Anhänger M. Luthers geworden, übernahm Geyer bei Ausbruch des Bauernkrieges im Frühjahr 1525 freiwillig die Führung des Tauber(taler)haufens. Er brachte die neun kurmainzischen Städte des Odenwaldes zum Anschluss und führte Verhandlungen mit Würzburg, der Reichsstadt Rothenburg und dem Markgrafen Kasimir von Brandenburg-Ansbach und -Bayreuth (* 1481, ✝ 1527). Sein idealistisches Ziel war im Kampf gegen das Landesfürstentum ein auf das Bauern- und Stadtbürgertum gegründetes neues Reich ohne adlige und geistliche Vorrechte; Grundlage der neuen Ordnung sollte das Evangelium sein. Geyer konnte sich bei den Bauern nicht durchsetzen; nach der Entscheidungsschlacht bei Ingolstadt (nahe Würzburg; 4. 6. 1525), an der er nicht teilgenommen hatte, wurde er von zwei Knechten seines Schwagers Wilhelm von Grumbach erschlagen.Nachdem W. Zimmermann (* 1807, ✝ 1878; »Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges«, 3 Teile, 1841-44) Geyer als einen ritterlichen Volksfreund dargestellt hatte (eine »schwarze Schar« ist nicht nachweisbar), wurde Geyer auch zur literarischen Gestalt (u. a. Drama von G. Hauptmann, 1896; danach Gemälde von L. Corinth).G. Franz: Der dt. Bauernkrieg (121984).3) Stefi, schweizerische Violinistin ungarischer Herkunft, * Budapest 23. 6. 1888, ✝ Zürich 11. 12. 1956; studierte bei J. Hubay; Interpretin v. a. von Violinwerken der Klassik und der Romantik. B. Bartók widmete ihr sein 1. Violinkonzert (1907/08), dessen Uraufführung jedoch auf ihren Wunsch erst nach ihrem Tod (1958) erfolgte.
Universal-Lexikon. 2012.